Jagdkleidung und Ausrüstung – was ist wichtig

Dezember 18, 2019

Wertvolle Tipps für den Jäger.

Fragen an Max van Amelsfoort.

Max, welche Ausrüstung braucht der Jäger für eine erfolgreiche Jagd?

Allem voran möchte ich hier erwähnen und das kann ich nicht oft genug sagen:

Die Kleidung muss für eine erfolgreiche Jagd geräuschlos sein! Ich meine nicht nur geräuscharm, sondern geräuschlos. Wir können mit unseren menschlichen Ohren nicht nachempfinden, wie sensibel die Lauscher (bzw. die Teller beim Schwarzwild) sind. Zumal viele Jägerohren sowieso etwas taub geschossenen sind ;-). Das Wild nimmt alle, insbesondere die für die Natur untypischen Geräusche, auf große Entfernungen wahr.

Gilt das für alle Jagdformen?

Grundsätzlich ja. Doch besonders beim Pirschen ist die Chance nahe an das Wild heran zu kommen gleich null, wenn die Jacke knistert oder die Schuhe quietschen. Selbst mit optimaler Ausrüstung ist es schon anspruchsvoll genug, sich so zu bewegen, dass kein Ästchen unter unseren Sohlen bricht oder das Laub nicht unter den Füßen raschelt. Wir haben das Wild noch lange nicht im Anblick, dann hat es uns schon vernommen und sich zurückgezogen. Vielleicht beobachtet es nun uns, doch beim Jagen soll es ja genau anders herum sein ;-).

Welche Farben empfiehlst du für die Kleidung?

Farblich sollte die Kleidung der Jagdumgebung angepasst sein. Je sensibler das Wild, beispielsweise das weibliche Damwild in der Brunft, desto besser ist es, wenn der Jäger optisch mit der Natur verschmilzt. Große helle Flächen, wie die bloßen Hände oder das Gesicht, erkennt insbesondere das weibliche Wild sofort. Es verhofft und springt ab. Bei der Damhirschjagd ist der Schaufler gleich mit weg, obwohl er selbst im Taumel der Hormone nicht sonderlich aufmerksam ist, aber das Kahlwild warnt ihn. Es ist also ratsam, auch die Hände sowie Gesicht und Kopf zu tarnen. Unsere Gäste bekommen für die Jagd bei uns eine Camouflage-Kappe. Auf unseren Drückjagden gelten selbstverständlich andere Regeln, da gibt es für unsere Gäste einen tollen orangen Schal. Sicherheit ist bei uns immer oberstes Gebot.

Wie sieht es mit dem Schuhwerk aus?

Bei nassem Wetter sind Gummistiefel ganz nützlich. Doch auch hier gilt, sie dürfen beim Laufen keine Geräusche machen. Wasserdichte Wanderschuhe sind in den meisten Situationen ausreichend. Jetzt muss ich wieder die Jagd auf den Damschaufler erwähnen, bei der wir oft sehr lange und sehr behutsam pirschen müssen. Da eignen sich leichtere Schuhe gut, in denen man viel Gefühl für den Untergrund hat. Hier und da geht es sogar auf Strümpfen weiter, aber dazu gibt es ja die Jagderzählung Damhirsch.

Was braucht man noch?

Ein Fernglas ist zum Ansprechen des Wildes unerlässlich. Nützlich, jedoch kein Muss, ist ein Glas mit integriertem Entfernungsmesser. In fremden Revieren ist es oft schwieriger die Distanzen korrekt abzuschätzen, als in vertrauter Umgebung. Ein separater Entfernungsmesser ist auf der Pirsch eher hinderlich, weil er mitgeschleppt werden muss und jedes zusätzliche Hantieren für Ablenkung sorgt.

Ein Hand-Wärmebildgerät ist eine tolle Hilfe, um vor Tagesanbruch die Umgebung abzuscannen. Man sieht, anders als mit einem normalen Glas, ob Wild in der Nähe ist und in welche Richtung es zieht. Die eigene Jagdstrategie lässt sich so sehr schnell den Gegebenheiten anpassen, ohne wertvolle Zeit zu verlieren.

Ein Schießstock – unsere Pirschführer nehmen in der Regel zwar einen Stock mit, den sie für unsere Gäste im richtigen Moment passend aufstellen, aber diese wichtigen Handgriffe muss eigentlich jeder Jäger lernen. Wer schon einen Schießstock hat und damit umgehen kann, sollte ihn auf jeden Fall dabei haben, wenn er zu uns zur Jagd kommt. Hier wird es auch bald einen Blogbeitrag geben, der speziell das Thema Schießstock behandelt. Es ist wichtig und der richtige Umgang mit dem Stock entscheidet oft über Erfolg oder Misserfolg bei der Jagd.

Nun zur Waffe, was gibt es da zu beachten?

Hier in Polen muss die Waffe bis zum Beginn der Pirsch, bzw. der Pirschfahrt im Futteral transportiert werden, so wie in vielen anderen Ländern auch.

In Polen darf mit bleihaltiger Munition geschossen werden und ich möchte jedem Jagdgast dringend ans Herz legen, diese Möglichkeit zu nutzen. Mit bleihaltiger Munition und dem richtigen Kaliber jagt’s sich sicherer, auch dem Wild zuliebe. Die Fluchtdistanzen nach dem Schuss sind kürzer und wir müssen wesentlich weniger nachsuchen. Mit bleifreier Munition haben wir, trotz sauber angetragener Schüsse, schon erstaunliche Dinge erlebt.

Ganz wichtig: Kontrollieren Sie noch in der Heimat Ihre Waffe und schießen Sie diese mit der jeweiligen Munition gegebenenfalls neu ein. Es ist unerlässlich, dass die Waffe zielgenau schießt. Zu Beginn der Saison ist es auch gut, schon ein paar Schüsse auf dem Schießstand abgegeben zu haben – Training schadet nie.

Was sollte der Jäger sonst noch mitbringen?

Je nachdem zu welcher Jagd Sie zu uns kommen, bringen Sie Ihren Blatter, Locker oder Hirschruf mit. Sie werden gute Gelegenheiten haben, um mit diesen Hilfsmitteln zu arbeiten.

Ach ja, und jetzt noch etwas zur Gemütlichkeit. Haben Sie ein Jagdhorn? Dann bringen Sie es mit. Es ist immer wieder ein schöner Ausklang des Jagdtages, wenn abends in unserem Jagdzimmer die Hörner erklingen.

Danke Max, für diese wertvollen Hinweise!

Gerne! Ich freue mich jetzt schon auf eine interessante und erfolgreiche Jagd mit meinen neuen Gästen.

Bis dahin ein herzliches Waidmannsheil!

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